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Beim Namen nennen – Schweizweiter Aktionstag zum 20. Juni 2021

24. June 2021
News

Der Weltflüchtlingstag findet international am 20. Juni statt. Anlässlich dieses Tages, haben unterschiedliche kirchliche und zivilgesellschaftliche Organisationen die Aktion Beim Namen nennen ins Leben gerufen. Begleitet von zahlreichen lokalen Aktionen, werden rund um diesen Tag die Namen und Geschichten aller vorgelesen, die bei dem Versuch Europa zu erreichen das Leben verloren haben.

Innerhalb dieser Stunden wird mehr als 44.000 Menschen gedacht. 44.000 Menschen, die seit 1993 registriert wurden. Die Tragödie im Mittelmeer geht jedoch weiter und wiederholt sich jeden Tag aufs Neue. Jenseits des Mittelmeers erreichen jedoch nur abstrakte Zahlen von Verschwundenen und Verstorbenen die Öffentlichkeit.

Mit der diesjährigen Aktion soll uns wieder ins Gedächtnis gerufen werden, dass es sich auch bei einer abstrakten Zahl um Individuen handelt, die mehr mit sich bringen als einen politischen Diskurs um Sicherheit und  Integration. Es sind Familien, kleine Kinder oder junge Erwachsene, die alles auf eine Karte setzen, um ein menschenwürdiges und chancengleiches Leben zu führen. Die Festung Europa verwehrt diese Möglichkeit und sorgt mit ihrer abschreckenden Asylpolitik dafür, dass Menschen keine sicheren Fluchtrouten zur Wahl haben.

Auch im nächsten Jahr werden wieder Namen und Geschichten vorgelesen. Bis dahin hoffen wir, dass die Liste nicht noch länger wird.

Begleitet wurde die Aktion Beim Namen nennen von zahlreichen lokalen, künstlerischen Darbietungen.

Die Mittelmeer Monologe

In Kooperation mit Alarm Phone Schweiz und dem Maxim Theater Zürich hat Seebrücke das Dokumentationstheater „Mittelmeer Monologe“ aus Berlin in die Schweiz gebracht. Im Rahmen der Aktion wurde es insgesamt vier Mal, in Zürich, Bern, Luzern und St. Gallen aufgeführt. Die «Mittelmeer Monologe» erzählen von Naomie aus Kamerun und Yassin aus Libyen, von politischem Widerstand, von einem Boot auf dem Weg nach Europa. Die Texte sind wortgetreu aus mehrstündigen Interviews entstanden und werden mit musikalischer Begleitung vorgetragen.

Es ist nicht leicht fast zwei Stunden lang vier Menschen zuzuhören, die menschliche Ängste, Wünsche und Hoffnungen beschreiben. Doch diese Theateraufführung zwingt dazu sitzen zu bleiben und sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Das Endergebnis ist ein bewegender Abend, mit toller schauspielerischer Leistung und neuen Denkanstössen für ein Recht zum sicheren Ankommen.

Luzern

Zusammen mit den katholischen und reformierten Kirchen und dem Solinetz Luzern wurden während 24 Stunden die Namen aller Verstorbenen und die Umstände ihres Todes vorgelesen. Jeweils zur vollen Stunde wurde dies mit Musik oder Performance  Parallel zur Lesung der Namen haben die Teilnehmenden das Vorgelesene auf weisse Stoffstreifen geschrieben und an eine Holzkonstruktion vor der Kirche aufgehängt.

Damian Meyer, liess ausserdem zusammen mit jungen Künstler*innen hölzerne Gedenkskulpturen entstehen, die sich mit Vertreibung und Flucht, aber auch mit Ankommen und Hoffnung auseinandersetzen.

Bern

In Zusammenarbeit mit Sea Eye, entstand auf dem Bundesplatz über das Wochenende der Aktion eine Installation aus Zelten und Plakaten (#NowYouSeeMeMoria), die auf die Situation der griechischen Lager aufmerksam machte und eine sofortige Evakuierung der Camps forderte. Vier kleine und grosse Zelte standen eingezäunt vor dem Bundeshaus und sendeten so ein klares Signal an den Nationalrat und Bundesrätin Karin Keller-Sutter.

Genf

Ungefähr 60 Personen und Freiwillige beteiligten sich dieses Jahr in Genf an der Aktion. Unter ihnen waren Vertreter*innen der Organisationen Association pour la Promotion des Droits Humains, Vivre Ensemble oder UNHCR. Auch Privatpersonen wie Jean Ziegler lasen vor. Eine künstlerische Unterbrechung gab es Freitagnachmittag mit einer Flamenco Performance. Während der zwei Tage konnten Teilnehmende die einzelnen Geschichten der Verstorbenen auf kleine Papierstreifen schreiben, die dann an eine Holzkonstruktion angeheftet wurden.

Begleitend zur Lesung der Namen und der Todesumstände konnten Passant*innen die neue Ausstellung der Seebrücke besichtigen. Der Themenweg Flucht schildert die beschwerliche Reise vom afrikanischen Kontinent nach Europa. In unterschiedlichen Etappen werden Hürden und Risiken dargestellt, die Menschen auf ihrer Flucht erleben müssen. Die Ausstellung ist hier zu finden.