[News von #FreeHomayoun, Thessaloniki, 18.12.24] Homayoun Sabetara wurde aus dem Gefängnis entlassen. Endlich, drei lange Monate nach seinem Berufungsprozess und noch längere drei Jahre nach seiner Verhaftung als “Schmuggler”, ist er am Montagabend in Thessaloniki angekommen.
Wie verbringt ein Mensch seinen ersten Abend in Freiheit nach drei Jahren Gefängnis? Für Homayoun bedeutete es, endlich Videoanrufe mit seine Familie zu machen, einkaufen zu gehen, das zu kochen, worauf er Lust hat, und die Nacht mit Musikvideos zu feiern. Banalitäten, über die viele Menschen mit europäischen Papieren nie nachdenken müssen. Bis sich sein Leben wieder ein Stück Normalität erobert, wird es jedoch Zeit und vielleicht noch mehr solcher Abende brauchen.
Hundert Unterstützende haben die letzten Monate gemeinsam mit Homayoun auf seine Freilassung gewartet. Die Nachricht von Montagabend hat bei uns allen Erleichterung und Freude ausgelöst. Homayoun ist in Freiheit! Nun kann er anfangen, sein Leben langsam wieder selbst zu bestimmen. Das Kampagnen Team freut sich aus vollem Herzen mit ihm und seiner Familie.
Homayouns Geschichte hat viele Menschen erreicht und bewegt. Sie hat andere Menschen in ähnlichen Situationen und ihre Angehörigen ermutig, auch ihre Geschichten öffentlich zu machen. Denn weiterhin sind tausende Menschen in Griechenland von der Politik der Kriminalisierung als “Schmuggler” betroffen. Menschen, die auf ihrer eigenen Flucht gezwungen waren, ein Auto oder Boot zu fahren, oder die von den Behörden völlig anhaltslos dazu beschuldigt wurden. Diese Politik bleibt nicht mehr widerspruchslos.
Vor dreieinhalb Jahren wurde Homayoun Sabetara auf der Flucht aus dem Iran hinter der griechischen Grenze festgenommen und wegen “Beihilfe zur illegalen Einreise” zu 18 Jahren Haft verurteilt. Trotz mangelnder Beweise wurde er im Berufungsverfahren am 25. September nicht freigesprochen. Die Strafe wurde jedoch auf 7 Jahre und 4 Monate reduziert, so dass er aufgrund der bereits verbüßten Haftzeit entlassen werden sollte.
20 bis 30 Tage sollte es maximal dauern, hieß es am 25. September. Doch die folgenden drei Monate waren geprägt von Intransparenz und Verzögerungen. Selbst die Anwälte wussten nicht, wann die Entlassung tatsächlich stattfinden würde. Nach und nach erfuhren wir, wie viele weitere bürokratische Hürden und Instanzen bis zur tatsächlichen Freilassung zu überwinden waren. Vergangene Woche trafen die Behörden dann die endgültige Entscheidung: Homayoun darf das Gefängnis unter Auflagen verlassen.
Für Homayoun selbst bedeutet die Haftentlassung noch keinen Schutzstatus in Europa. Sie bedeutet auch noch keine gemeinsame Zukunft mit seinen Kindern, die in Berlin leben. Da er auf Bewährung entlassen wurde, muss er sich nun in den nächsten drei Jahren jeden Monat auf einer Polizeistation in Thessaloniki melden und darf Griechenland nicht verlassen. Ungewiss ist auch, was mit seinem Asylstatus passiert. Ohne einen Freispruch ist es unwahrscheinlich, dass er einen positiven Asylbescheid erhält. Sein Weg zu Gerechtigkeit ist also noch lange nicht vorbei.
Wir können es kaum erwarten, Homayoun endlich persönlich kennenzulernen. Endlich mit ihm direkt zu sprechen, zusammen die nächsten Schritte zu planen, zusammen nach vorne zu blicken. Welche Träume und Wünsche hat er, nach drei Jahren hinter Gittern? Welche Kraft wird ihn tragen, für die nächsten Schritte in diesem zermürbenden Kampf gegen die europäischen und griechischen Behörden? Egal, wohin die nächsten Schritte ihn tragen, eins ist sicher: das Kampagnen Team steht weiterhin fest an seiner Seite.
Solidarity wins!
Free Homayoun! Free them all!