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Homayoun Sabetara ist in Thessaloniki angekommen

5. January 2025
News

[News von #FreeHomayoun, Thessaloniki, 18.12.24] Homayoun  Sabetara wurde aus dem Gefängnis entlassen. Endlich, drei lange Monate  nach seinem Berufungsprozess und noch längere drei Jahre nach seiner  Verhaftung als “Schmuggler”, ist er am Montagabend in Thessaloniki  angekommen.

Wie verbringt ein Mensch seinen ersten Abend in Freiheit nach drei Jahren Gefängnis? Für Homayoun bedeutete es, endlich Videoanrufe mit seine Familie zu  machen, einkaufen zu gehen, das zu kochen, worauf er Lust hat, und die  Nacht mit Musikvideos zu feiern. Banalitäten, über die viele Menschen  mit europäischen Papieren nie nachdenken müssen. Bis sich sein Leben wieder ein Stück Normalität erobert, wird es jedoch Zeit und vielleicht noch mehr solcher Abende brauchen.

Hundert Unterstützende haben die letzten Monate gemeinsam mit Homayoun  auf seine Freilassung gewartet. Die Nachricht von Montagabend hat bei  uns allen Erleichterung und Freude ausgelöst. Homayoun ist in Freiheit!  Nun kann er anfangen, sein Leben langsam wieder selbst zu bestimmen. Das Kampagnen Team freut sich aus vollem Herzen mit ihm und seiner Familie.

Homayouns Geschichte hat viele Menschen erreicht und bewegt. Sie hat andere Menschen in ähnlichen Situationen und ihre Angehörigen ermutig, auch ihre Geschichten öffentlich zu machen. Denn weiterhin sind tausende Menschen in Griechenland von der Politik  der Kriminalisierung als “Schmuggler” betroffen. Menschen, die  auf  ihrer eigenen Flucht gezwungen waren, ein Auto oder Boot zu fahren, oder  die von den Behörden völlig anhaltslos dazu beschuldigt wurden. Diese  Politik bleibt nicht mehr widerspruchslos. 

Vor dreieinhalb Jahren wurde Homayoun Sabetara auf der Flucht aus dem  Iran hinter der griechischen Grenze festgenommen und wegen “Beihilfe zur  illegalen Einreise” zu 18 Jahren Haft verurteilt. Trotz mangelnder Beweise wurde er im Berufungsverfahren am 25. September nicht freigesprochen. Die Strafe wurde jedoch auf 7 Jahre und 4 Monate reduziert, so dass er  aufgrund der bereits verbüßten Haftzeit entlassen werden sollte.

20 bis 30 Tage sollte es maximal dauern, hieß es am 25. September. Doch die folgenden drei Monate waren geprägt von Intransparenz und Verzögerungen.  Selbst die Anwälte wussten nicht, wann die Entlassung tatsächlich  stattfinden würde. Nach und nach erfuhren wir, wie viele weitere  bürokratische Hürden und Instanzen bis zur tatsächlichen Freilassung zu  überwinden waren. Vergangene Woche trafen die Behörden dann die  endgültige Entscheidung: Homayoun darf das Gefängnis unter Auflagen  verlassen. 

Für Homayoun selbst bedeutet die Haftentlassung noch keinen Schutzstatus in Europa. Sie bedeutet auch noch keine gemeinsame Zukunft mit seinen Kindern, die  in Berlin leben. Da er auf Bewährung entlassen wurde, muss er sich nun  in den nächsten drei Jahren jeden Monat auf einer Polizeistation in  Thessaloniki melden und darf Griechenland nicht verlassen. Ungewiss ist  auch, was mit seinem Asylstatus passiert. Ohne einen Freispruch ist es  unwahrscheinlich, dass er einen positiven Asylbescheid erhält. Sein Weg zu Gerechtigkeit ist also noch lange nicht vorbei.

Wir können es kaum erwarten, Homayoun endlich persönlich kennenzulernen.  Endlich mit ihm direkt zu sprechen, zusammen die nächsten Schritte zu  planen, zusammen nach vorne zu blicken. Welche Träume und Wünsche hat  er, nach drei Jahren hinter Gittern? Welche Kraft wird ihn tragen, für  die nächsten Schritte in diesem zermürbenden Kampf gegen die  europäischen und griechischen Behörden? Egal, wohin die nächsten  Schritte ihn tragen, eins ist sicher: das Kampagnen Team steht weiterhin  fest an seiner Seite.

Solidarity wins!

Free Homayoun! Free them all!